TaF: Lachsalven zur Premiere von Pension Schöller

Schwerte. Das war ein Auftakt nach Maß! Mit der Aufführung der Komödie „Pension Schöller“ traf das Theater am Fluss (TaF) den Nerv des Publikums. Es hagelten Lachsalven und Szenenapplaus in der vollbesetzten Theaterhalle 4 der Rohrmeisterei. Die Premiere am Freitag, 30. September, wurde im wahrsten Sinne des Wortes gefeiert.

Das Lustspiel von Wilhelm Jacoby und Carl Lauf aus dem Jahre 1890 ist ein Dauerbrenner. Es wird in unzähligen Theatern gespielt und wurde unter anderem mit Theo Lingen und Boy Gobert verfilmt. Der wohlhabende Gutsbesitzer Philipp Klapproth (Rainer Budde) fährt nach Berlin um dort etwas Außergewöhnliches zu erleben, mit dem er bei seinen Stammtischbrüder punkten kann. Sein Neffe Alfred (Tobias Friedrich) benötigt Startkapital für seinen beruflichen Einstieg, dass er von seinem Onkel erhält, wenn er ihm einen Gefallen tut: Er soll eine Irrenanstalt mit richtigen Irren auftun, die der Onkel als Gast besuchen kann.

Franziska Schöller (Alina Kaufmann), Tochter des Pensionsbesitzers Schöller (Sven Möller), auf die Alfred ein Auge geworfen hat, und die nicht auf den Mund gefallen ist schlägt Alfred vor, die Familienpension als Irrenanstalt auszugeben. Sie ist der Meinung, dass die exzentrischen Pensionsgäste das Potential bieten, als Irre durchzugehen: von Mühlen, ein Major a.D., der beinahe eine Schlacht gewonnen hätte, aber nicht mehr weiß, welche, (gespielt von Herbert Hermes), eine vermeintliche Schriftstellerin (Sabine Klingspor), die allen auf die Nerven geht, Michael Rotthowe als Weltreisender Prof. Bernhardy, der seinen Bruder ausstopfen ließ, Schöllers Nichte Lilly (Sylvia Guse), die Schauspielerin werden möchte, allerdings an einem Sprachfehler leidet und nicht zuletzt, der überspannte Pensionswirt, der unbedingt seine Tochter an einen reichen Mann bringen will.

Mit dem Major a.D. von Mühlen möchte Philipp Klapproth (re.) ungern alleine sein. Foto: Christel R. Radix

Franziska, als Ober Franz verkleidet, hat eine loses Mundwerk und behält den Überblick. Foto: Christel R. Radix

Vortrefflich besetzt – vortrefflich inszeniert

Franziska und Alfred geben die monatlich stattfindende Soiree der Pension als einen Gesellschaftsabend eines Privatsanatoriums aus. Der Gutsbesitzer amüsiert sich köstlich unter den vermeintlichen Irren. Es beginnt eine temporeiche, turbulente Verwechslungskomödie, in der ein Kalauer dem nächsten folgt und den Zuschauern die Tränen vor Lachen übers Gesicht laufen lässt.

Neun Schauspieler die besser nicht hätten agieren können. Gesten- und mimikreich stellen sie die Irren dar, die keine Irren sind. Herrlich Herbert Hermes, der alle stramm stehen lässt. Erstaunlich die darstellerische und textliche Leistung von Sylvia Guse, die den Buschstaben „L“ nicht aussprechen kann, dafür kommt ihr das „N“ über die Lippen. Sie rezitiert ständig aus großen Klassikern wie König „Near“, „Romeo und Junia“ oder aus den Gedichten von Ferdinand Freiligrath „Oh nieb, sonange Du noch nieben kannst“ und Goethes Erlkönig „Und bist Du nicht winnig, so brauch ich Gewant“.

Forsch und weltmännisch das Auftreten von Michael Rotthowe, der von Großwildjagden entsprechend ausgestopfte Tier im Gepäck hat. „Ich habe den Löwen im Pyjame erlegt“, protz er. „Wo hat er (der Löwe) den denn her?“ fragt ihn Klapproth. Sabine Klingspor gibt die exaltierte Schriftstellerin mit köstlicher Hingabe. Silke Auer, als Ida Klapproth, Schwester des Gutsbesitzers, auf der Suche nach einem Mann, erfüllt ihre Rolle „hingebungsvoll“. Und last bot not least war die verrückte Pension mit Rainer Budde, Tobias Friedrich und Alina Kaufmann vortrefflich besetzt.

Die gelungene Inszenierung unter der Regie von Lars Blömer sprüht vor Irrwitz und hat Tempo. Schlag auf Schlag werden alle Register gezogen. Ein durch und durch gelungener Auftakt der Spielzeit „Es schläft ein Lied in allen Dingen“, der Lust auf mehr macht.

Es gibt noch sieben weitere Aufführungen von Pension Schöller:

Samstag, 1. Oktober, Sonntag, 2. Oktober, Dienstag, 4. Oktober, Donnerstag, 6. Oktober, Freitag, 7. Oktober, Sonntag, 9. Oktober und Montag, 10. Oktober, jeweils 19.30 Uhr in der Theaterhalle 4 der Rohrmeisterei.

Weitere Infos zu der Spielzeit 2016/17 unter www.theateramfluss.de

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